Liberation

Gehalten von Unsicherheiten, auf der Suche nach Identität und Sinn, verstehen wir sodann die Aufforderung, uns auf die Komplexität des Lebens einzulassen, den Dialog zu suchen und die Vielfalt nicht als Bedrohung, sondern als Chance.

von Bli (Jürgen Bley)

Bildtitel: LIBERATION 2024
Mischtechnik auf Leinwand
100 x 140 cm

Pandemie, Polittheater, Kriege, Klimakrise, Inflation und Auseinandersetzungen über Gender-Normalien haben im sozialen Organismus Gräben aufgerissen, Gemeinschaften entzweit und eine Polarisierung erzwungen. Inmitten dieser gesellschaftlichen Disbalance stellt sich die Frage nach der Realität und ihrem Einfluss auf unser echtes Leben. Der Zeitgeist hat nicht nur den Wandel erzwungen, sondern auch die Masken fallen lassen, sodass die Wirklichkeit ungeschminkt näher rückt und surrealer denn je erscheint. 

Unter der Last permanenter Reizüberflutung brechen Strukturen auf und Systeme zusammen. Die Belastungsprobe wird als Orgie zelebriert. Es gibt stets solche, die nach Macht streben, Nägel in Köpfe und Seelen treiben. Opfer werden gefordert, Menschen entblößt und in ihrem Wesen gebrochen. Einige flüchten sich in den Rausch, um der nüchternen Tatsache zu entkommen, während andere sich damit profilieren, das Authentische vom Trügerischen zu unterscheiden.

Wie können wir im offenbarten Chaos Sinn finden? Wie den Schleier bestimmter Überzeugungen und uniformer Denkweisen ablegen? Wie können wir den Fokus auf das Wesentliche richten, auf Zusammenhalt und ein homogenes Miteinander?

Indem wir den Geist des Mitgefühls in uns erwecken und Brücken über Gräben bauen. Indem wir in Klarheit die Verwirrung durchblicken. Und verstehen, dass wir aufeinander zugehend eine Welt gestalten, in der wir die bestehenden Divergenzen überwinden und uns im Wesen vereinen. Egal, ob himmlischer Dämon oder teuflischer Himmelsbote – unsere menschliche Vielfalt ist der Schlüssel. LIBERATION das Tor zur Befreiung.

Bli (Jürgen Bley) 

4. September 1970, Steyr, Austria

Der Künstler ist Autodidakt mit einem Hang zum Surrealismus. Die Bruchstellen zwischen Realem und Surrealem, die er in der echten Welt wie auch im Reich der Phantasie entdeckt, lassen ihn zum Pinsel greifen. Die häufigsten Motive entspringen der Welt der Mystik und des Traumes. Sie verkörpern Unterwelten, die ins Ungewisse abdriften und auch den Betrachter animieren, auf Entdeckungsreise zu gehen. 

Surrealismus

Malen ist für ihn ein Abenteuer, ein Eintauchen in die Welt der Schöpfung. Man weiß nie genau, was am Ende rauskommt. Nur die Hand, die Farbe, die Leinwand. Aus der Struktur treten Schatten hervor, Andeutungen von Figuren und Dingen. Eine Vorstellung baut sich auf. Dem wird nachgegangen. Und ganz wie bei einem echten Abenteuer steht man unvermittelt vor Herausforderungen, mit denen man fertig werden muss. 

Fantastischer Realismus

In seiner Kunst lebt der Maler und Grafiker die Kehrseite der Gefälligkeit aus. Anders als in der Welt der Grafik, wo das Brennglas auf dem schönen Schein liegt, greift Bli zum Pinsel, um auf der Leinwand dem Brachialen Ausdruck zu verleihen, dem Urknall des Seins. Ihn fasziniert das Ungestüme, das sich ungeschminkt zeigt, aufwühlt und berührt. Mit seinen düsteren Figuren und finsteren Darstellungen macht Bli das morbide Unfassbare sichtbar. Sexuelle Anspielungen verschmelzen mit Darstellungen von Tod und Leben zu einem Stil, der sich mit dem ewigen Kreislauf des Werdens und Vergehens, Schaffens und Zerstörens beschäftigt.

www.bli-art.at

Fotocredit: ©Jürgen Bley