Es ist, wie es ist.

Ein Gespräch mit Thomas Brezina über Zuversicht, Dankbarkeit, Gut und Böse in einer Welt, die von globalen Herausforderungen geprägt ist.

Seit geraumer Zeit überschlagen sich globale Schreckensnachrichten: Naturkatastrophen, Kriege, Pandemien. Wie schaffst du es, deine Zuversicht zu bewahren?

Thomas Brezina: Wenn wir die Zuversicht nicht bewahren, schaden wir uns selbst und keine der Katastrophen wird dadurch verändert. Wichtig ist es immer zu sehen, was können WIR RUND UM UNS tun, ändern, verbessern. Das zu tun ist wichtig, weil wir dann etwas bewegen. Egal wie klein oder groß.

Deine Geschichten begleiten Generationen von Leser:innen. Neben deiner Kinder- und Jugendliteratur begeisterst du seit 2017 auch mit Romanen und Ratgebern dein erwachsenes Publikum. Wie können Geschichten in schwierigen Zeiten für Kinder und Erwachsene eine Art Lichtblick sein? 

Geschichten sind wie Inseln, auf die man sich zurückziehen kann zur Erholung. Gleichzeitig können sie Beruhigung bringen und Trost, das kommt auf den Inhalt an. Es ist wichtiger denn je, Geschichten auszuwählen, die uns guttun. Übrigens gibt es da keine anderen Kriterien als die eigene Freude.

Als Mutter werde ich mich Fragen zu Themen wie Gewalt, Ungerechtigkeit, Ausgrenzung usw. stellen müssen. Wie können deiner Meinung nach Gut und Böse kindgerecht vermittelt werden?

Was gegen Menschen ist, was Menschen schadet, was ihr Leben stört oder zerstört, ist einfach böse. Was für Menschen ist, was Menschen hilft, sie erfreut und begeistert, alles, das Menschen stärkt, freudiger und verständnisvoller macht, ist gut. Dazu gibt es aus der Lebenswelt der Kinder immer persönliche Erlebnisse und Eindrücke.

Gibt es prägende Erlebnisse aus deiner eigenen Kindheit, die Einfluss auf deine Vorstellung von Gut und Böse haben und sich in deinen Büchern widerspiegeln?

Meine Eltern haben mir Verständnis und Liebe für Menschen vermittelt, gleichzeitig aber auch Abgrenzung, wo sie nötig und angebracht ist. Sie haben einen wichtigen Grundstein in mir gelegt.

Wie können wir sicherstellen, dass unsere kindgerechten Erklärungen zu schwierigen Themen einen nachhaltig positiven Einfluss auf die Sichtweise der Kinder haben?

In dem wir Kinder genau beobachten, wenn wir erklären und jede Frage ernst nehmen. Es gilt zu sehen, ob sie etwas unangenehm berührt, ob sie sich vielleicht verschließen und nicht fragen trauen. Kinder RESPEKTIEREN UND ERNST NEHMEN, darauf kommt es immer an. Runter von dem „Erwachsenen-Podest“ und nicht auf Kinder herabsehen. Sie sind kleine Menschen mit eigenen Wünschen, Bedürfnissen und Ansprüchen.

Du beschäftigst dich seit Langem mit Glücklich sein. Welche Tipps hast du, um das in unserem eigenen Leben zu bewahren oder zu steigern?

Es gibt kein Rezept und nicht DEN TIPP. Das muss jeder Mensch selbst herausfinden. Wichtig ist Dankbarkeit für so vieles. Wichtig ist die Erkenntnis, dass nichts selbstverständlich ist. Das Leben zu analysieren und zu erkennen, wie viel es da gibt, wofür wir dankbar sein können, verändert Perspektiven, besonders in herausfordernden und schwierigen Zeiten.

In deinem Bühnenprogramm “Lieben, Lachen, anders machen” sprichst du über die schrecklichsten Zeiten deines Lebens. Wie schaffen wir es, schwierige Lebensphasen gut zu überstehen?

Durchhalten! Menschen haben oder finden, mit denen wir reden können. Ich meine damit nicht volljammern, sondern nach Wegen suchen und uns Rat bei Menschen holen, die vieles schon geschafft und gemeistert haben. Wichtig ist auch anzuerkennen, dass etwas so ist, wie es ist und nicht dagegen anzukämpfen und immer daran zu denken: Auch das geht vorbei.

Dein Motto lautet: Man muss mit allem im Leben rechnen. Vor allem mit dem Guten und Schönen. Kannst du eine besondere Erfahrung teilen, bei der du besonders deutlich gemerkt hast, wie wichtig es ist, mit dem Guten und Schönen im Leben zu rechnen?

Wir sind darauf programmiert, immer das Schlechte oder Bedrohliche anzunehmen. Für unsere Vorfahren war das wichtig, damit sie den lauernden Säbelzahntiger nicht übersehen. Aber wir leben in einer anderen Zeit. Wir können uns entscheiden, das Negative als einziges Ergebnis zu sehen, oder alle Möglichkeiten in Betracht ziehen, eben auch alle guten und schönen und ihnen genauso viel Gewicht geben.

Wie findest du persönlich die Balance zwischen positivem Denken und der Anerkennung der Realität?

Es ist, wie es ist – diese Zeilen sind Grundlage für alles. Ob wir das nun wollen, oder nicht. Mitleid bringt meines Erachtens wenig, denn es hilft niemandem, wenn ich MIT leide. Die Frage ist doch: Was kann ich tun und beitragen, damit etwas besser wird? Es kostet Kraft nach all dem Freudigen Ausschau zu halten, das uns umgibt, aber ich halte es für den besten Krafteinsatz überhaupt.

Zur Person: Thomas Brezina, erfolgreicher österreichischer Autor mit über 600 Büchern und 40 Millionen verkauften Exemplaren, begann schon in der Schulzeit Geschichten zu schreiben und als Puppenspieler für das Fernsehen zu arbeiten. 1990 gelang ihm der Durchbruch mit „Die Knickerbocker-Bande“, gefolgt von „Tom Turbo“. Seit 2008 leitet er das ORF-Kinderprogramm „okidoki“ für den ORF. Vor einigen Jahren hat er Social Media für sich entdeckt. Dadurch inspiriert, schreibt er seit 2017 sowohl Romane als auch Ratgeber für Erwachsene. Thomas Brezina hat in Anerkennung seiner Leistungen renommierte Auszeichnungen wie die „Romy“ und das „Goldene Verdienstzeichen der Republik Österreich“ erhalten. Er lebt in Wien und London mit Partner Ivo und Hund Joppy. 

Foto: Lukas Beck