Wir sind bunt, vielfältig und facettenreich. Jede:r von uns verfügt über individuelle Lebensentwürfe, Fantasien, Träume, Zukunftspläne, Ängste und vieles mehr. Wir alle verdienen es, unser Leben nach unseren eigenen Vorstellungen zu gestalten. Ein bedeutendes Symbol hierfür ist der Christopher Street Day – kurz CSD.
Kurz angerissen: Stonewall und Herkunft
Obwohl die Paraden anlässlich des CSDs nun schon seit etlichen Jahrzehnten regelmäßig stattfinden, kennen viele immer noch den Ursprung nicht. Auch dass sie eigentlich Demonstrationen mit sehr wichtigen Themen sind, wird oft übersehen.
Der CSD hat seinen Ursprung in den „Stonewall-Unruhen“, die im Juni 1969 bei der Stonewall Inn Bar in der Christopher Street in New York City begannen. Zu dieser Zeit waren polizeiliche Razzien in Schwulenbars üblich, da Homosexualität in den USA noch weitgehend kriminalisiert und diskriminiert wurde.
Das Stonewall Inn war ein wichtiger Treffpunkt und Rückzugsort der LGBTIQ-Community. Insbesondere trans* Personen und People of Color hatten es damals besonders schwer, da sie sich nicht einfach hinter einer heteronormativen Fassade verstecken konnten und durch ihr bloßes Dasein Hass und Gewalt ausgesetzt waren.
Als am 28. Juni 1969 erneut eine Razzia im Stonewall Inn durchgeführt wurde, kam es zur Eskalation – die Bar-Besucher:innen setzten sich erstmals gegen die Polizeigewalt zur Wehr. Die Unruhen dauerten mehrere Tage an und zogen Tausende von Unterstützer:innen aus der LGBTIQ-Community und darüber hinaus an. Die Stonewall-Unruhen gelten heute als Wendepunkt in der Geschichte der LGBTIQ-Rechte, da sie den Beginn einer organisierten Bewegung für Gleichberechtigung und Akzeptanz markieren.
Demonstration und Party gehen Hand in Hand
Anders als andere Demonstrationen ist der CSD zugleich ein großartiges Fest mit farbenfrohen Kostümen, guter Laune und Musik. Was auf den ersten Blick wie eine Party wirkt, ist das Ergebnis vieler Bemühungen, um die Sichtbarkeit unterschiedlicher Lebensentwürfe zu fördern und Akzeptanz zu schaffen.
Zum Beispiel ist es wichtig, verschiedene Beziehungsformen und Vielfalt zu zeigen sowie Themen positiv zu besetzen. Queere Menschen als Minderheit sind keine „Opfer“, sondern ein wahrhaftiger Teil unserer Gesellschaft. Drag Artists, Menschen in ihren aufregendsten Fetischoutfits und schillernde Persönlichkeiten aller Art regen dazu an, gegebene Konventionen zu brechen und sich zu trauen, Neues auszuprobieren und sich selbst anders zu zeigen als bisher.
Was erwartet uns bei den CSDs in Österreich?
In allen Landeshauptstädten, aber auch in vielen kleineren Städten und Ortschaften finden heuer wieder Paraden statt. Die meisten werden von ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen lokaler LGBTIQ-Organisationen getragen. Der CSD in Graz wird organisatorisch von zwei Institutionen veranstaltet: Die Parade wird von den queer Referaten geleitet, während hinter dem Parkfest und vielen der Zusatzveranstaltungen die RosaLila PantherInnen stehen. Zusätzlich dient das Beratungszentrum der Interessenvertretung als Treffpunkt für Sponsor:innen und Teilnehmer:innen. Alle, die bisher bei den Paraden mitgewirkt haben, können stolz auf ihre Arbeit sein und auch jene, die dieses Jahr wieder mitarbeiten, werden Großartiges leisten.
Titelbild: Gay Liberation Front-Kundgebung am Times Square, New York, Herbst 1969. © Diana Davis
lebt, arbeitet und studiert in Graz. Er reist gerne mit dem Zug durch ganz Österreich und liebt Urban Exploration. Am liebsten kocht er zuhause Köttbullar und Pasta. Viel seiner Zeit fließt in ehrenamtliche Projekte bei der öh joanneum und bei den RosaLila PantherInnen. Er plant Veranstaltungen und gestaltet visuelle Kommunikationsmittel und Webseiten. Er sieht sich als Generalist und kennt sich in vielen Bereichen der Gestaltung aus. Deshalb ist ihm ein facettenreiches Arbeitsumfeld wichtig. Auf den ersten Blick wirkt er of zurückhaltend, sanftmütig und nett, wer ihn jedoch besser kennt, weiß, dass er auch ordentlich auf den Tisch hauen kann.