Queer durch die Steiermark

In Graz findet die queere Community einige Anlaufstellen, Lokale und Events. Doch wie sieht es in den steirischen Bezirken aus?

„Der Regenbogen ist für mich ein starkes Zeichen des Miteinanders, der Toleranz, der Offenheit und gerade in Zeiten des Ukraine-Konflikts auch des Friedens“, so Silke Reitbauer-Rieger, Vizebürgermeisterin von Bruck an der Mur.

Die Regenbogenflagge weht. Auch in Bruck an der Mur, wo anlässlich des Internationalen Tages gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie (kurz IDAHOBIT) am 17. Mai eine kleine Gruppe am Hauptplatz zusammenkam, um ein sichtbares Zeichen für die queere Community zu setzen. Es ist bereits das zweite Jahr in Folge, dass Bruck diesen Tag mit einer Aktion im öffentlichen Raum bedenkt.

„Geplant war auch ein Regenbogen-Zebrastreifen in der Innenstadt“, erzählt Reitbauer-Rieger weiter. „Doch damit ist Leoben schon 2022 vorgeprescht und dort hat dieser leider nur kurz bestanden, ehe er vandalisiert wurde.“

Angriff auf den Regenbogen

Das führt uns zum nächsten Bezirk: Leoben. Immerhin ist Leoben nach Graz die zweitgrößte Stadt der Steiermark. Wie sieht es dort aus mit sichtbaren Zeichen, die sich mit der Existenz der LGBTIQ-Community auseinandersetzen? Seit vergangenem Jahr ziert vor dem Leobener Hauptbahnhof ein Pride-Zebrastreifen die Straße. Nur: Mit der Stadtpolitik hat dieser wenig zu tun. Vielmehr war dieser ein Ergebnis der Aktion „Der Ö3-Wecker macht‘s bunt“, bei dem die queere Gestaltung eines Fußgängerüberganges von insgesamt fünf Städten österreichweit gewonnen werden konnte.

„Die Regenbogenflagge bei der Uni ist so oft heruntergerissen worden, dass sich die Leute in Leoben etwas Fixes gewünscht haben“, ist hierzu im Bericht auf der Ö3-Homepage zu lesen.

Apropos Flagge vor der Uni: Diese hatte die Montanistische Hochschule Vanessa Weizer, Leiterin des Referats für Gleichstellung und Diversität an der ÖH Leoben, zu verdanken. 2022 wurde die Fahne dort zum ersten Mal gehisst und dann binnen kürzester Zeit zwei Mal von Unbekannten zerstört. Wer hinter der Tat stand: Bis heute unbekannt. Ebenso der Zebrastreifen vor dem Bahnhof überlebte nur kurz, ehe er mit Graffiti verunstaltet wurde. Zweifelsohne setzt Leoben im sozialen Bereich Initiativen: Von Integration migrantischer Personen bis zur Unterstützung von Menschen mit Beeinträchtigung. Nur ist im Verzeichnis der sozialen Beratungsstellen keine einzige aufgeführt, die sich mit den Anliegen der LGBTIQ-Community auseinandersetzt.

Streetwork arbeitet für die Community

In Bezirken wie Deutschlandsberg oder Voitsberg kümmert sich Streetwork um die Anliegen queerer Jugendlicher. Der erste Stammtisch für LGBTIQ-Jugendliche wurde in Voitsberg gegründet, weiß Streetworkerin Julia Steiner stolz zu berichten. „Am Anfang ein Stammtisch, jetzt haben wir ein Jugendzentrum für alle, das keinen ausschließt“, so Steiner. „Wir planen auch gemeinsam Aktionen wie queere Picknicks oder eine gemeinsame Fahrt zur Pride nach Graz. Die Jugendlichen bestimmen, was wie und wann gemacht wird. Alle sind willkommen!“

Angefragt wurden für das Entstehen dieses Artikels alle Bezirke der Steiermark – außer den genannten gab es keine Reaktionen. Queere Repräsentanz hat also vor allem im ländlichen Bereich noch einen langen Weg vor sich, auch wenn in einigen Bezirken durchaus positive Zeichen gesetzt werden.

Titelfoto: Sebastian Wintschnig (NEOS, ganz links) und Silke Reitbauer-Rieger (SPÖ, ganz rechts) ließen zum Internationalen Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie gemeinsam mit Jugendlichen aus dem Bezirk Bruck am Hauptplatz den Regenbogen im Wind wehen. © Simon Lobnig