Pray away!

Österreich lahmt bei Verbot von Konversionstherapien. Obwohl im 21. Jahrhundert klar sein sollte, dass eine „Heilung“ queerer Lebensweisen nicht nur unmöglich, sondern mitunter auch schädlich ist, sind obskure Therapieangebote hierzulande nach wie vor legal. Somit hinken wir vielen anderen Staaten hinterher.

Meditieren zur Heilung von Sexualität. Eine Heilung gegen queere Tendenzen. Hilfe bei „krankhaften“ und „unnatürlichen“ Verhalten und Gedanken. Das alles wird versprochen, wenn man sich in Österreich einer so genannten Konversionstherapie unterzieht. Klingt nicht nur verrückt, sondern ist tatsächlich auch gefährlich, betrachtet man die Tatsache, dass die Selbstmordrate unter queeren Jugendlichen ohnehin bereits sechs- bis sieben Mal höher ist, als bei ihren heterosexuellen Altersgenoss:innen. Das Versprechen einer Heilung, die nicht existiert, birgt somit zusätzlich enorm gefährliches Potential. Dennoch sind solche Angebote hierzulande bis heute erlaubt, während die schwarz-grüne Bundesregierung daran scheitert, ein Gesetz zu beschließen, das solche menschenverachtenden Praktiken effektiv verbietet. Länder wie Deutschland, Kanada oder Israel unterbinden diese längst.

Für Aufsehen sorgte zu Jahresanfang eine Recherche der Kleinen Zeitung mit Puls 4: Zwei Redakteurinnen ließen sich im Dunstkreis eines der katholischen Kirche nahestehenden Vereines einschleusen, um aufzuzeigen, dass auch in Graz solche und ähnliche „Therapien“ an der Tagesordnung sind. Besagter Verein wurde inzwischen aufgelöst. Aber solange es kein Gesetz gibt, das solche Praktiken verbietet, bleibt zu erwarten, dass anderswo unter anderem Namen weitergemacht wird wie bisher.

„Im Amt der Grazer Bürgermeisterin ist keine Beschwerde und keine Meldung mehr zu derartigen Vorfällen eingegangen“, bestätigt hierzu Georg Fuchs, Sprecher der Grazer Bürgermeisterin Elke Kahr. „Die Mehrheit der Stadtregierung steht mit Sicherheit hinter der Forderung, solche Angebote zu verbieten, allerdings muss ein Verbot genau geprüft werden, damit es einer Anfechtung standhält.“

Leere Versprechen ohne Fortschritt

Auf Bundesebene kündigte die grüne Justizministerin Alma Zadic bereits für die Zeit vor Sommer 2022 an, ein solches Verbotsgesetz gemeinsam mit dem Koalitionspartner ÖVP beschließen zu wollen – passiert ist bis heute nichts.

„Es ist beschämend und ein Armutszeugnis für die Bundesregierung“, befindet hierzu auch Nationalratsabgeordneter Yannick Shetty, LGBTIQ-Sprecher der NEOS. „Nachdem die ÖVP derzeit versucht die FPÖ rechts zu überholen ist es aber auch kein Wunder, dass sie hier blockiert. Ebenso wenig überrascht die Hilflosigkeit der Grünen, die wie so oft der ÖVP ausgeliefert sind.“ Dass Österreich anderen Ländern hier weit hinterherhinkt, sei eine Schande, so Shetty weiter. „Vor allem die Grünen enttäuschen. Sie stellen den Gesundheits- und die Justizministerin, schaffen es aber offenbar nicht, sich gegen ihren Koalitionspartner durchzusetzen.“

Ob und wann das Gesetz, das einen Schutz queerer Jugendlicher vor solchen Praktiken garantiert, tatsächlich eines Tages Realität wird, wird sich zeigen. Zu Redaktionsschluss dieser Ausgabe waren beide Regierungsparteien nicht für eine Stellungnahme erreichbar.

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