Growing up FINTA*

Dass FINTA* Personen mit gesellschaftlichen Hürden zu kämpfen haben, dürfte wohl für niemanden überraschend sein. Auch ist es wohl bekannt, dass diese Hürden sich mit der Zeit ändern, und so wie sich die Zeiten ändern, ändern sich auch Sprache und Sensibilität. So finden sich mittlerweile unterschiedlichste Begriffe zu den Themen Identität und Sexualität nur eine Google-Suche entfernt. Da kann es schon mal passieren, dass die ganzen neuen Wörter überfordernd sind und die Internetseite wieder verlassen wird, bevor sich eine Person richtig mit ihr auseinandergesetzt hat.

Um eine tolerante und offene Gesellschaft zu schaffen, ist es wichtig, dafür Ressourcen zur Verfügung zu stellen. Dabei sollten diese mit der Zeit gehen und aktuelle Informationen, wie auch das richtige Maß an Expertise und Liebe zum Detail bieten. Es war längst an der Zeit, jungen FINTA* Personen im deutschsprachigen Raum eine Broschüre zur Verfügung zu stellen. Also stellten Ino Müller und Stefanie Dirnberger, von den RosaLila PantherInnen, ein kleines Redaktionsteam zusammen und nach monatelanger Arbeit gab es endlich „Growing Up FINTA* – Ein:e Ratgeber:in für alle”.

Zum Allgemeinen

Auf 50 Seiten bietet diese:r Ratgeber:in nicht nur tiefe Einblicke in das Leben von FINTA* Personen, sondern eröffnet auch Menschen, die sich zuvor noch nicht mit der Materie beschäftigt haben, die Möglichkeit ihren Horizont zu erweitern. So steht allem voran ein Vorwort, das nicht nur erklärt, wozu die Broschüre dienen soll, sondern auch auf die Macht der Sprache hinweist. Es erklärt, dass die Grundlage für „faires, gerechtes Handeln” auch „faires, gerechtes Sprechen und Schreiben” ist.Inhaltlich bietet die Broschüre ein breites Spektrum an Themen: Von Liebe, Identität und dem eigenen Körper über Internet und Dating bis hin zum ersten Mal und psychischer Gesundheit ist alles dabei. 

Zum Eingemachten

Allen voran steht aber eine Begriffserklärung, die auch hier folgen soll: FINTA* ist ein Akronym für Frauen, inter*, nicht-binär, trans* und agender Personen. Es schließt alle Menschen mit ein, die in unserer binären Gesellschaft wenig bis keine Beachtung finden. Ebenso folgen Definitionen von Identitäten und sexuellen Orientierungen. Was ist der Unterschied, welche Arten gibt es, und warum interessiert uns das eigentlich? Letztendlich ist die Antwort immer dieselbe: Um eine tolerante und offene Gesellschaft zu schaffen, müssen wir aufeinander Acht geben und bereit sein, dazuzulernen. Neben Definitionen werden Tipps aufgezählt, die bei der Suche nach der eigenen Identität helfen können.

Auch zum Thema Freund:innenschaften findet das Redaktionsteam ermutigende Worte und zeigt auf, wie diese geschlossen werden können, was getan werden kann, wenn es einmal nicht ganz rund läuft und wie wichtig es ist das eigene Wohlergehen an vorderste Front zu stellen. 

Außerdem scheut die Redaktion nicht davor zurück, Aufklärung zu leisten und dabei auch Dinge zu verraten, die der Sexualkundeunterricht in der Schule vergisst: Zu den Themen Packing, Binding und Tucking gibt es eine kleine Einführung, für Personen, denen diese Begriffe noch nicht geläufig sind, wie auch detaillierte Beschreibungen. 

Letztlich greifen die Redakteur:innen auch das Thema psychische Gesundheit in ihren unterschiedlichsten Facetten auf. Es wird erklärt, warum gerade FINTA* Personen häufig mit psychischen Problemen zu kämpfen haben und wie sehr unsere Gesellschaft von Sexismus geprägt ist. Nicht zuletzt wird darauf hingewiesen, dass es okay ist, Hilfe anzunehmen. Niemand sollte in unserer Gesellschaft alleine sein. Wir ziehen alle an einem Strang für eine bessere Zukunft.

Die Broschüre bietet einen wunderbaren Einblick in das Leben als FINTA* Person, und reicht sowohl Neulingen als auch Neugierigen eine helfende Hand, sich weiterzubilden. Erhältlich ist sie ab sofort im Vereinsbüro der RosaLila PantherInnen, Annenstraße 26 und im neuen Community Center feel free, Annenstraße 27.

Illustrationen: © Sasha Koitz