Wofür du lebst, wofür du brennst.

PAENDA ist als Singer-Songwriterin international bekannt. Aufgewachsen ist die Musikerin in der Steiermark. Heute lebt sie in Wien, wo sie in ihrem Heimstudio unter ihrem eigenen Label – das sie 2020 gegründet hat – selbst produziert. Seit Februar erscheinen regelmäßig neue Tracks, den Beginn machte Lovers We Knew. Im Mai folgt ihre EP My Issues. 

Wien: Ein Abend in PAENDA’s Heimstudio, wo das LED-Licht weiche Schatten wirft, der Kaffee frisch aufgebrüht auf dem Tisch steht, die Coronamaßnahmen eingehalten werden und wir in einer kreativen Umgebung ein inspirierendes Gespräch mit der Künstlerin führen. 

PAENDA ist dein Künstlerinnenname. Wie kam es dazu?
PAENDA: Wärst du ungefähr 10 Minuten früher gekommen, dann würde sich die Frage wahrscheinlich erübrigen (lacht). Es klingt immer wie ein Scherz, aber ich schaue ungeschminkt mit meinen Augenringen einfach wirklich wie ein Pandabär aus. Und auf der Suche nach einem Namen für mein Musikprojekt entstand der ursprüngliche Name Panda, den ich dann zu PAENDA weiterentwickelt habe. 

Wie viel Kunstfigur und wie viel Privatperson steckt in PAENDA?
Ich habe gemerkt, dass es mir gut tut, PAENDA als Kunstfigur zu betrachten. Dadurch ist meine Person dahinter etwas abgeschottet. Die Kunstfigur, die ich erschaffen habe, kann man mögen oder auch nicht. 

Welchen Stellenwert hat für dich Authentizität in der Musik?
Authentizität hat einen riesengroßen Stellenwert. Ich glaube, dass Erfolg zu einem großen Teil davon abhängt, ob das, was du tust, das ist wofür du lebst, wofür du brennst. Und du kannst nur für etwas brennen und leben, das total authentisch ist, das aus deinem Innersten herauskommst. Da entfacht dann das Feuer, auch beim Publikum. 

Deine Songtexte und auch Videos sind kraftvoll, bunt und divers.
Diversität heißt für mich, nicht im- mer das Gleiche zu bringen. Mehr Seiten von mir zu zeigen, mehr als nur die „Coole-Frau“-Seite. Jede*r von uns hat so viele Seiten an sich. 

Ein gutes Beispiel dafür ist dein Song Friend Zone.
Ja genau (lacht herzlich)! Wer hatte nicht schon einmal Gefühle für einen guten Freund oder eine Freundin und hat sich hundertmal überlegt, wie man den ersten Schritt machen könnte. Und irgendwann ist man dann in der Friend Zone und nichts geht mehr. Die Idee für das Video zu Friend Zone kam sehr spontan. Ich ordne mich selbst nicht als komplett hetero ein und dann kam das Ge- dankenspiel auf, was wäre, wenn ich mich plötzlich in eine Freundin von mir verlieben würde? Auf Netflix ist das Homosexualitätsthema ja gerade sehr präsent, aber es sind immer nur Männer! Ist euch das schon einmal aufgefallen? Es ist relativ selten, dass ein lesbisches Paar in einer Hauptrolle dargestellt wird. Und deswegen war mir das auch so wichtig in meinem Musikvideo. 

Auch im Musikvideo zu My Heart zeigst du diverse Seiten wie man leben …
… und man lieben kann. Ich schätze mich sehr glücklich, dass ich so viel Diversität in meinem Freundeskreis habe. Alle Personen im Video sind Freund*innen und Bekannte von mir. Liebe kann auf so vielen Ebenen stattfinden. Viele hoffen auf diese eine Liebe auf der Beziehungsebene und wenn sie das nicht haben, sind sie unglücklich. Aber es gibt auch andere Ebenen, wie die Liebe zur Familie oder zu Freund*innen. 

Welche Themen sind dir noch wichtig, für was stehst du ein?
Für Feminismus, auch wenn ich es sehr schade finde, dass manche diese Bewegung so in den Dreck ziehen. Und ich stehe für Gleichberechtigung und vor allem für Toleranz auf allen Ebenen: Für leben und leben lassen. 

Ich stehe für Gleichberechtigung und vor allem für Toleranz auf allen Ebenen: Für leben und leben lassen. 

Was bedeutet Feminismus für dich?
Feminismus heißt nicht nur: Frauen sollen, dürfen, müssen, können. Viele glauben, dass es nur mit Frauen zu tun hat. Es geht jedoch um Gleichberechtigung – deshalb sind hier Männer genauso gefordert! Ich hatte leider schon oft mit Männern zu tun, die stolz sagen, sie sind Feministen, und mir im nächsten Moment einen Machtkampf vorwerfen, wenn ich meine künstlerischen Entscheidungen nicht durch sie beeinflussen lasse. Das sind dann nur leere Worte. Ich glaube, dass da auf männlicher Seite, aber auch auf weiblicher Seite, noch sehr viel Aufklärungsarbeit stattfinden muss. 

Deinen Unterarm ziert die Tätowierung I love myself. Was liebst du an dir selbst?
Selbstliebe ist so etwas Essenzielles! Sie hat mit Zufriedenheit zu tun, mit dem Frieden, den man mit der Welt schließt, mit der inneren Ruhe, dass du dir selbst reichst, so wie du bist. Also, ich mag an mir, dass ich ein offener, toleranter und liebevoller Mensch bin. Und ich mag an mir, dass ich klein bin (lacht). Und, dass ich oftmals nicht den vorgegebenen Weg gehe oder den, der wahrscheinlich am intelligentesten wäre – und meine Richtung, meine Schritte und meine Ziele stattdessen eben selbst wähle. 

2019 hast du eine Selbstfindungsreise unternommen: Wer ist den ersten Schritt gegangen und wer ist wieder zurück nach Wien gekommen?
Hingefahren ist eine Person, die tatsächlich nicht mehr genau gewusst hat, wer sie ist. Die versucht hat, sich selbst und den Dingen, die sie gesagt hat, treu zu bleiben – die aber leider am Weg immer mehr vergessen hat, wer und was das eigentlich ist. Und zurückgekommen ist eine Person, die extrem viel über sich selbst gelernt hat, die gemerkt hat, dass kein Erfolg der Welt – wirklich keiner – es wert ist, dass du dich schlecht fühlst. Auch umgebe ich mich nicht mehr mit Leuten, die toxisch für mich sind – selbst wenn diese für den Erfolg mitverantwortlich sind. Dein Seelenfrieden und deine mentale Gesundheit sind mit keinem Erfolg der Welt aufwiegbar. 

Ich glaube, dass Erfolg zu einem großen Teil davon abhängt, ob das, was du tust, das ist, wofür du lebst, wofür du brennst. 

Was bedeutet Erfolg für dich?
Erfolg bedeutet immer das, was du in dem Moment gerade als Erfolg betrachtest. Wenn ich mit einem Lächeln schlafen gehe und der Tag mich innerlich erfüllt hat, ist das Erfolg für mich. 

Was werden wir als nächstes von dir hören?
Sehr viel! Die EP My Issues erscheint als Digital Release am 7. Mai auf meinem Eigenlabel Sick Kick Records. High and Dry erscheint als nächste Single – in dem Song geht es darum sich von der Gesellschaft nichts vorschreiben zu lassen, sondern zu sich und seinem eigenen Weg zu stehen. Zwar offen zu bleiben für den Austausch, sich aber gleichzeitig seiner Stärke und Unabhängigkeit bewusst zu sein. 

Danke dir für deine Zeit!

Titelbild: PAENDA | © Lukas Plöchl