Wechselhaft wie das Wasser

Mario Hartwig alias Aquario ist ein deutscher Sänger und Songwriter. Der queere  Musiker möchte mit seiner Musik vor allem persönliche Erlebnisse und Gefühle zum Ausdruck bringen. Ich habe mich mit ihm über seine Laufbahn und seinen Bezug zur queeren Community unterhalten.

Aquario ist ja kein sehr gewöhnlicher Künstlername. Wie bist du auf den Namen gekommen und was bedeutet er für dich? 

Der Name ist in erster Linie eine Hommage an die Dragqueen Aquaria, und außerdem eine Wortneuschöpfung aus Aqua – also Wasser – und meinem Namen Mario. Diese Trinität fand ich sehr schön, und außerdem kann ich mich mit dem Element Wasser identifizieren: Der fließende Charakter, die verschiedenen Formen, die es annehmen kann. Wasser kann frostig sein, aber auch stürmisch, dann aber wieder sehr ruhig – das finde ich sehr schön als Metapher für meine Musik. 

Gibt es Unterschiede zwischen Aquario und Mario?

Ich würde sagen, bei Aquario kommt eine andere Facette meiner Persönlichkeit durch. Im Alltag lebe ich diese nicht aus, auch wenn ich es könnte: Da bin ich eher ruhig, aber es gibt eben auch die Seite, die eine Faszination für Inszenierung hat und sich selbst auch als Kunstfigur darstellen möchte. 

Wie würdest du dich selbst beschreiben? Und wie steht das im Unterschied zu dem, wie du wahrgenommen wirst?

Das ist eine interessante Frage (lacht). Grundsätzlich würde ich mich eher als introvertierten Typen bezeichnen, die extrovertierte Seite kommt als Kunstperson nach außen. Je mehr Aquario mein Leben und meine Arbeit definiert, umso mehr kommt sie zum Tragen. Eine Person, die gar nichts mit mir zu tun hat, würde mich wahrscheinlich ganz anders beschreiben. Es kommt immer darauf an, in welcher Lebenslage man sich trifft. 

Was ist deine Geschichte als Künstler, als Person? 

Ich bin sehr spät zur Musik gekommen, erst mit 16 Jahren, durch die Faszination an Metal und Goth. Ich war auch sehr fasziniert von der Musikinszenierung in Musikvideos beispielsweise, und die Inszenierung über Outfits. Dann habe ich mein erstes Konzert besucht und das hat mich so geflasht, dass ich gesagt habe: „Das will ich jetzt machen“, auch wenn ich keinerlei Vorerfahrung habe (lacht). Dann habe ich angefangen, mit Guitar Pro Musik zu komponieren, zuerst in die Metal-Richtung, und ich bin auch heute noch Sänger in einer Metalband. Aus den Band-Sessions ist letztendlich Aquario entstanden, denn ich hatte noch weitere Ideen und persönlichere Texte, die ich in Musik umwandeln wollte. 

Welche Message willst du mit deiner Musik verbreiten? 

Ich bin durch meine Person natürlich jemand aus der queeren Szene, aber meine Musik an sich ist weniger politisch. Wahrscheinlich ist am Ende alles, jede Emotionalität und jede Beziehung, die man als queere Person durchläuft, ein politisches Statement, aber eben eher auf einer abstrakteren Ebene. Ich will mit meiner Musik primär Gefühle und Gedanken ausdrücken und hoffe, dass sich andere Personen damit identifizieren können.

Aquario | © Matthias Kempe-Scheufler

Welche Botschaft hast du an die queere Community? 

Meine Weltanschauung ist generell Community-übergreifend. Ich stehe für eine autonome Lebensweise ein und dazu gehört natürlich auch die Art und Weise, zu lieben und zu zelebrieren, was und wen man liebt. Das ist eine wichtige Botschaft für die Community, geht für mich aber auch darüber hinaus. 

Was erwartet deine Fans in naher Zukunft?

Aktuell veröffentliche ich jeden Monat neue Singles, die sich in einem analogeren Arrangement bewegen, als mein letztes Album „Voyages“. Und es wird auch wieder Live-Konzerte geben. Auf meine nächsten Singles „Nebel“ und „Lake“ freue ich mich schon sehr. 

Titelbild: Aquario | © Matthias Kempe-Scheufler