Reden wir drüber

800.000 Menschen sterben jährlich an Suizid. Laut WHO ist Suizidalität eines der größten Gesundheitsprobleme der Welt. In Österreich starben im Jahr 2021 knapp über Tausend Menschen, weil sie sich selbst das Leben genommen haben.

Aufgrund dieser erschreckenden Zahlen gibt es bereits seit 2003 jährlich am 10. September den Welttag der Suizidprävention. Ziel ist es, das Thema zu enttabuisieren, aufzuklären und offen darüber zu reden. 

Wissen hilft

Über Suizid zu reden und das Thema stärker in den Fokus der öffentlichen Wahrnehmung zu rücken ist auch das Ziel von GO ON dem Kompetenzzentrum für Suizidprävention in der Steiermark. Jährlich organisiert das Team rund um Mag. Sigrid Krisper über 300 Veranstaltungen, um möglichst viele Menschen für dieses Thema zu sensibilisieren.

Ein wesentlicher Teil der Arbeit von GO ON ist es auch Wissen zu vermitteln und Betroffene an die für sie passenden Hilfsangebote weiterzuleiten. Allein in der Steiermark gibt es über 30 kostenlose psychosoziale Beratungsstellen. Diese leisten wichtige Arbeit und werden auch gut angenommen. Die Notrufnummer Rat auf Draht beispielsweise hat im Jahr 2021 1.400 Beratungen zum Thema Suizid verzeichnet. 

Darüber sprechen

Viele Menschen wenden sich jedoch zuerst an Freunde und Familie. Knapp 80 Prozent der Suizide werden vorher direkt oder indirekt angekündigt. Warnsignale können unter anderem das Verschenken von persönlich sentimentalen Dingen, risikofreudiges Verhalten, ein Rückzug bis hin zu kompletter Isolation und verstärkter Alkohol- oder Drogenmissbrauch sein. Wenn man sich Sorgen um jemanden macht, sollte man sich nicht scheuen, das offen anzusprechen.

„Man kann nie jemanden auf die Idee bringen sich das Leben zu nehmen. Im Gegenteil, wenn jemand wirklich mit dem Gedanken spielt, ist er:sie meist froh, wenn es thematisiert wird“, erklärt Krisper. Vielen Menschen fällt es im Gehen leichter, über schwere Dinge zu sprechen. Wichtig für diese Gespräche ist es, ruhig zu bleiben, ausführlich zuzuhören und nachzufragen, aber auch auf professionelle Hilfe zu verweisen. Vorwürfe und Belehrungen sind kontraproduktiv.

Vorbilder verleihen Stärke

Suizidgedanken entstehen meist in Zeiten von tiefgreifenden persönlichen Krisen.  Das kann einen starken psychischen Schmerz auslösen – ähnlich einem physischen Schmerz. Der Körper ist im Alarmzustand und der Teil des Gehirns, der für überlegtes Denken und Problemlösung zuständig ist, funktioniert nicht mehr richtig. Man wird blind für längerfristige Pläne und die guten Seiten des Lebens. Wenn eine Krise unüberwindbar erscheint, können authentische Vorbilder helfen, wieder neuen Mut zu fassen. Deswegen hat GO ON das Projekt „Geschichten von Heldinnen und Helden“ entwickelt. Menschen verschiedenster Herkunft, Alters und Geschlechts erzählen in kurzen Videos über persönliche Krisen und wie sie diese bewältigt haben. 

Auch auf die vielfältigen Hilfsangebote wird verwiesen. Sich Hilfe zu holen fällt nicht jeder*m leicht, aber „ist diese erste Hürde geschafft, nimmt das eine große Last von den Menschen“, so die Projektleiterin von GO ON.

Notrufnummern

GO ON

Psychiatrisches Krisentelefon 0800 / 44 99 33 (rund um die Uhr)

Rat und Hilfe bei Suizidgefahr 0810/977 155 (rund um die Uhr)

Rat auf Draht Notruf 147 (für Kinder und Jugendliche rund um die Uhr)

Telefon Seelsorge Notruf 142 (rund um die Uhr)

Ö3-Kummernummer Notruf 116 123 (Täglich von 16 bis 24 Uhr)

Frauen-Notruf 0800/222 555 (rund um die Uhr)
Männer-Notruf 0800/246 247 (rund um die Uhr)

Titelbild: Symbobild | © Etienne Boulanger on unsplash.com