Für die Freiheit iranischer Frauen

Mahsa Amini. Seit Wochen liest man ihren Namen in Zeitungen, Beiträgen auf Social Media oder Kommentaren unter anderen Postings. Menschen teilen ihre Geschichte und gehen für sie auf die Straße, denn sie steht für all das, was Frauen im Iran seit Jahrzehnten widerfährt: Systematische Unterdrückung aufgrund ihres Geschlechts.

Haare Schneiden gegen das Regime

13. September 2022, Teheran. Die 22-jährige Mahsa Amini stirbt in einem Krankenhaus, nachdem sie drei Tage zuvor von der iranischen „Sittenpolizei“ festgenommen und körperlich misshandelt wurde. Sie starb, weil sie angeblich gegen die gesetzliche Verschleierungspflicht verstoßen hat – weil sie als Frau ihr Haar zeigte. Während Augenzeug:innen aussagen, sie sei von Polizisten auf den Kopf geschlagen worden und daraufhin ins Koma gefallen, bestreiten die Behörden die Gewaltanwendung und sprechen von Herzversagen.

Seit Aminis Tod demonstrieren tausende Menschen in Teheran. Iranerinnen verbrennen ihre Kopftücher und schneiden sich aus Protest die Haare ab, um die Anzeichen der „Weiblichkeit“, die ihr Regime vorgibt, zu verbannen. Die Demonstrant:innen gehen nicht auf die Straße, um dagegen zu sprechen, dass Leute ihre Religion praktizieren, wie etwa mit Kopftuch; sie kämpfen gegen eine Regierung, die alle Menschen dazu zwingt, einer Religion anzugehören und ihr in einer ganz bestimmten Form zu folgen.

Kein Einzelfall

Mit der Islamischen Revolution 1979 wurden die Frauenrechte im Iran massiv eingeschränkt. Das Regime gibt Frauen eine Kleiderordnung vor, die ihnen verbietet, in der Öffentlichkeit körperbetonte Mode zu tragen, Pflichtbestandteil ihrer Kleidung ist das Kopftuch. Seit der Wahl von Präsident Ebrahim Raisi kontrolliert die Sittenpolizei jene Kleidervorschriften noch strenger, was Mahsa Amini ihr Leben kostete.

Frauen leisteten schon länger Widerstand gegen diese Einschränkungen, indem sie beispielsweise ihr Kopftuch lockerer trugen. Die Geschehnisse der letzten Wochen zeigen, dasss sie sich damit in Lebensgefahr begaben. Bei den nun schon seit Wochen anhaltenden Demonstrationen starben Dutzende Menschen. Unter ihnen zumeist Demonstrant:innen, aber auch Sicherheitskräfte. Ebenfalls zum Opfer der gewaltigen polizeilichen Maßnahmen wurde Sarina Esmailzadeh. Die 16-Jährige starb, als sie am 23. September für ihre und die Freiheit anderer Frauen demonstrierte.

Ein Zeuge soll gesehen haben, wie ihr bei den Protesten in der Stadt Karadsch Sicherheitskräfte mit Schlagstöcken auf den Kopf geschlagen haben. Die iranische Justiz-Website Misan Online schreibt allerdings, dass Sarina Esmailzadeh Suizid begangen hat.

Politische Reaktion

Nun verlangt das Europäische Parlament, dass die EU Sanktionen gegen iranische Amtsträger verordnet, die an der Unterdrückung durch das Regime beteiligt sind. Außerdem äußert das Europaparlament die Anforderung an die Vereinten Nationen, und insbesondere ihren Menschenrechtsrat, unverzüglich eine umfassende Untersuchung der Ereignisse der letzten Wochen im Iran einzuleiten.

EU-Mitgliedstaaten mit einer diplomatischen Vertretung in Teheran sind aufgefordert, insbesondere Frauenrechtsaktivist:innen und EU-Bürger:innen zu schützen, die zusätzlich eine iranische Staatsbürgerschaft besitzen. Ob die Äußerungen der Europäischen Union jedoch langfristig und wirksam etwas an den eingeschränkten Frauenrechten im Iran ändern, gilt abzuwarten.

Titelbild: Symbolbild | © Thuanny Gantuss on pexels.com