Von E auf B, bitte!

In unserer hypersexualisierten Gesellschaft werden Frauen häufig auf ihre Oberweite reduziert. Mit kleinen Brüsten sind sie nicht vollkommen, mit großen werden sie häufig sexualisiert.

Vor allem im Berufsleben haben viele Frauen mit einer großen Oberweite Angst, nicht ernst genommen zu werden. Jeder Morgen ist mit einer genauen Inspektion des Spiegelbilds verbunden – kaschiert das gewählte Outfit den Busen oder betont es ihn doch? Der gesellschaftliche Druck belastet auf Dauer die psychische Gesundheit der betroffenen Menschen, weshalb sich auch viele für eine Brustverkleinerung entscheiden. 

Zusätzlicher Ballast

Die Brustverkleinerung (im Fachjargon Mammareduktionsplastik) ist ein operativer Eingriff, bei dem aus einer oder beiden Brüsten Drüsen- und Fettgewebe entnommen wird – so kann die Größe und das Gewicht des Busens reduziert werden. Neben der psychischen Belastung sind es auch körperliche Erschwernisse, die zu dieser Behandlung führen. „Es würde mir schon einiges erleichtern, wenn das Gewicht am Oberkörper weniger wäre“, erklärt Schwesta Ebra.

Die Rapperin hat seit ihrer Kindheit mit einer überdurchschnittlichen Oberweite zu kämpfen und trug schon in der Volksschule einen BH. Wenn sie lediglich zu lange steht, bekommt sie Kopfschmerzen und ihr Nacken verspannt. Durch das zusätzliche Gewicht verschlechtert sich Schwesta Ebras Körperhaltung, was in manchen Fällen sogar zu einem Bandscheibenvorfall führen könnte. Besonders vor ihrer Periode leidet sie unter ihren Brüsten: „Ich kann nicht am Bauch liegen, ich kann nicht Treppen steigen – es ist einfach nur einschränkend.“

Schwesta Ebra | © Nicole

So flach wie möglich

Es sind nicht nur Frauen, die sich weniger Oberweite wünschen. Einige Transmänner und non-binäre Menschen helfen sich durch Binding – dem Komprimieren des Brustgewebes, um den Anschein einer flacheren Brust zu erwecken. Wichtig hier ist, dass handelsübliche Binder, Sport-BHs oder andere elastische Materialen zum Binden verwendet werden – NICHT etwa Klebeband oder Plastikfolie.

Außerdem sollten über den Tag verteilt Pausen gemacht werden, da kontinuierliches Binding Nebenwirkungen wie Pilzinfektionen oder Gewebeschädigungen haben kann. Sollte jemand die Absicht haben, früher oder später eine Brustverkleinerung durchführen zu lassen, muss bedacht werden, dass das häufige Binding die Hautelastizität beeinträchtigen und sich auf das Ergebnis der Operation auswirken kann.

Symbolbild | © Anete Lusina

Ästhetik vor Nutzen

Natürlich ist auch die Brustverkleinerung dem Nachkommen eines Schönheitsideals verbunden. Für Schwesta Ebra steht jedoch der Verlust des Oberkörpergewichts an oberster Stelle. „Ich möchte nicht den perfekten Ausschnitt haben – ist mir wirklich egal. Das Schlimme ist, dass es den anderen nicht egal ist“, erzählt sie.

Ihr behandelnder Arzt habe mehr auf die Ästhetik geachtet, als auf ihren Wunsch, so viel Brust wie möglich zu verlieren. „Ich wünsche mir da mehr Mitspracherecht, weil es ja noch immer mein Körper ist.“

Der chirurgische Eingriff dauert pro Seite etwa 60 bis 80 Minuten, wofür die Patient:innen in Vollnarkose gesetzt werden. Es gibt verschiedene Techniken, um das Fett- und Drüsengewebe zu entfernen – alle mit dem Ziel, so wenig Narben wie möglich zu hinterlassen.

Titelbild: Symbobild | © Anna Tarazevich on pexels.com