Queeres Österreich

2016 hat das Berliner Marktforschungsinstitut Dalia Research unter 11.000 EU-Bürger:innen eine Online-Umfrage durchgeführt, um herauszufinden, wie queer Europa ist. Auch für Österreich gab es damals statistisch relevante Ergebnisse.

In Österreich gaben 6,2% der Befragten an Teil der LGTBIQ-Community zu sein – ein überdurchschnittlich hoher Wert. Spannend ist auch, dass in Österreich als einzigem Land die Altersgruppe 50-65 mit 9,2% über der Altersgruppe 14-29 (mit lediglich 7,8%) liegt. Dennoch sollte man die statistische Aussagekraft dieser Daten mit Vorsicht genießen, wie auch Dalia Research selbst meint. Die Frage nach der sexuellen Orientierung ist ein sehr persönliches Thema und je nach Art der Fragestellung bekommt man auch unterschiedliche Ergebnisse.

Junge Leute – junge Zahlen

Da diese Zahlen bereits ein wenig in die Jahre gekommen sind, haben die Studierendenplattform Captain Campus und Österreichs meistgenutzte Studierenden-App Studo sich im diesjährigen Pride Month angeschaut, wie viele Studierende Teil der LGTBIQ-Community sind.

An der Online-Umfrage haben rund 3.437 Studierende aus ganz Österreich in einem Durchschnittsalter von 23,2 Jahren teilgenommen. Unter den Befragten gaben 58% an sich weiblich zu identifizieren, 34% männlich, sechs Prozent haben ein anderes Geschlecht und zwei Prozent machten keine Angabe. 60% der Befragten gaben an, selbst queer zu sein, die Labels Bi und Pan waren gemeinsam mit knapp 32% am stärksten vertreten, gefolgt von Homosexuell mit 17%.

Große Unterstützung

Erfreulich ist auch, dass die überwiegende Mehrheit der Teilnehmenden queere Studierende unterstützt. Gefragt nach der Reaktion auf ein Outing, gaben über alle Labels hinweg 75% an, sie würden es super finden. Unterschiede gibt es hierbei jedoch zwischen Männern und Frauen und auch zwischen verschiedenen Studienrichtungen.

Frauen sind der laut der Umfrage um ein Viertel offener als Männer gegenüber Outings von Kolleg:innen. Studiengänge wie Geisteswissenschaften und Pädagogik legen mit 82%, die ein Outing super finden würden, vor. Informatik beispielsweise hinkt mit nur 68% hinterher. Traditionell gesehen, können diese Werte auch mit der Geschlechterverteilung in den jeweiligen Studiengängen zusammenhängen.

Ein weniger erfreuliches Ergebnis hat die Umfrage aber auch zum Vorschein gebracht: Gefragt, ob es genügend Anlaufstellen für queere Studierende gibt, antworteten nur 15% mit Ja. 45% hingegen konnten die Frage nicht beantworten. Somit besteht Informationsbedarf über bestehende Beratungsangebote.

Titelbild: Symbolbild vom Grazer CSD 2022 | © Sabrina Petz