Von 22. April bis 28. August lernten Besucher:innen im Kunsthaus Graz mit der Ausstellung „Amazons of Pop!“ den umfangreichen und vielschichtigen weiblichen Beitrag zur Geschichte der Pop-Art kennen. In rund 120 Werken von 40 Künstlerinnen, Superheldinnen und Ikonen spiegelten sich politische Umbrüche, soziale Konflikte und die umstrittene Rolle der Frau wider.
Fly me to the moon
Folgt man den rhythmischen Trompetenklängen, ergattert man einen Einblick in den Science-Fiction-Film Barbarella aus dem Jahr 1968. Auf die Decke des Raumes wird in Dauerschleife der schwerelose Striptease der Hauptdarstellerin Jane Fonda projiziert. „It’s a wonder, wonder woman“, besingt Bob Crewe die Astronautin Barbarella, deren zumeist erotische Abenteuer in der Galaxis zum Inhalt des Films wurden.
Jane Fonda fühlte sich in ihrer Rolle als verführerische Weltraumfahrerin jedoch unwohl und vermisste den Feminismus, den sie sich von der Produktion erhofft hatte. Als Bürgerrechtlerin setzte sich die zweifache Oscar Gewinnerin gegen den Vietnamkrieg und besonders gegen den Einsatz von Napalm-Bomben durch die US-Armee ein.
Auch andere Pop-Amazonen ließen in ihre Kunst Aspekte der Antikriegsbewegungen ihrer Zeit einfließen. Mit ihren Werken setzten sie Statements gegen Militarismus, Ideologien der Aufrüstung und kriegerische Eingriffe.
Schüsse gegen das Patriarchat
Die Superheldinnen der Pop-Art verkörpern abenteuerlustige und intelligente Frauen mit einem Geschick für Schusswaffen. Noch bevor in Comics dieser Frauentypus auftauchte, kleidete sich auch die Künstlerin Niki de Saint Phalle in enganliegenden Ganzkörperanzügen und schoss mit einem Gewehr Farbe auf ihre eigenen Leinwände.
Farbpatronen knallen auch auf ihr Werk „La mort du Patriarche“ – ein unförmiger, überlebensgroßer Körper mit proportional sehr kleinem Kopf und ohne Unterschenkel. Das Schießen auf den Körper half Niki de Saint Phalle bei der Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs in ihrer Kindheit durch ihren Vater. „Enfin…enfin…Papa est mort!”
Auch Auguste Kronheim bezieht sich in der Serie „Uncanny Childhood“ auf eine leidvolle Kindheit, indem Alltagsgegenstände zu Wunsch- und Horrorobjekten werden und von einer Erziehung zur Hausfrau und Mutter erzählen. Künstler:innen arbeiteten in den 1960ern immer häufiger mit Haushaltsgegenständen. Durch die Spuren der Abnutzung stellen sie die Kehrseite eines schnelllebigen Konsums dar, der auf den kurzfristigen Gebrauch ausgerichtet ist.
Die Frau als Objekt der Schönheit
So wie makellose Verkaufsobjekte in Medien werbegrafisch fetischisiert wurden, wurde auch ein Frauenbild entwickelt, das vor allem eines ist: Schön. Neben dem Hollywoodstarlet und dem Pin-Up-Girl sollte auch die Hausfrau hinreißend und wunderschön sein. Künstlerinnen sträubten sich dagegen, Symbole dieser vorgegebenen „Feminität“ zu sein und reagierten in ihrer Kunst, in dem sie die Ästhetik von Werbung und Zeitschriften aufsässig nachahmten, überzeichneten oder collagierten.
„Amazons of Pop“ steht für die Frauen, die in den 1960ern mittels Kunst für soziale Gerechtigkeit kämpften. Die Ausstellung schafft Raum für humorvolle, sinnliche und farbgewaltige Werke, die den Kampf für Selbstbestimmung, Frieden und Gleichberechtigung verkörpern – stets mit Jazzmelodien als Hintergrundkulisse.
Titelbild: Bild der Ausstellung | © Kunsthaus Graz/N.Lackner
studiert Journalismus und PR mit der Vorliebe dafür, Menschen eine Geschichte zu erzählen. Neben dem Schreiben ist ihre große Leidenschaft die Musik, ob es nun das Hören von Billie Eilish ist oder das Singen am Klavier. Wenn sie nicht gerade vor sich hinsingt, pflegt sie es, mit ganzem Herzen ihren Schäferhund zu streicheln und trotz Widerstand mit ihm zu kuscheln. Ein guter Schlaf gehört zu ihren wertvollsten Errungenschaften – ein Grund dafür, warum sie früh morgens schwer ansprechbar ist. Ansonsten eine hoffnungslose Optimistin und für alles zu haben, was Spaß macht.