A Rising Queen’s Story: Ryta Tale

Sie verbindet Eleganz und Performance, gepaart mit ganz viel Charme und jeder Menge Entertainment: Ryta Tale. Seit ihrem ersten öffentlichen Auftritt vor etwas mehr als einem Jahr hat die Drag Queen einen sagenhaften Aufstieg hingelegt – inzwischen zählt sie bereits zu den fixen Größen der Wiener Drag Szene und ist in der Community längst keine Unbekannte mehr.

Während sie von einem Auftritt zum nächsten eilt, hat sie mit „Your Tale“ auch ihren eigenen Podcast gestartet. Wir haben Ryta getroffen, um mit ihr über ihre Geschichte – ihr ganz persönliches Tale – zu sprechen.

Liebe Ryta, vielen Dank für deine Zeit! Meine erste Frage an dich:

Was hat dich dazu inspiriert Drag zu probieren?

Ryta: Ganz klar RuPaul’s Drag Race! Zuerst dachte ich mir, dass das überhaupt nichts für mich wäre – aber nachdem ich mehrere Folgen davon gesehen hatte, verstand ich zunehmend die Kunstform Drag, deren Komplexität und den ganzen Aufwand dahinter. Davon inspiriert habe ich im ersten Lockdown im Jahr 2020 angefangen, mit Make-Up zu experimentieren.

Das nahm mit Haaren, Schuhen, Outfit und dem ganzen Drumherum seinen Lauf – bis ich dann im vergangenen Sommer zum ersten Mal das Gefühl hatte, auch in der Öffentlichkeit damit aufzutreten zu können.

Inzwischen trittst du regelmäßig in Drag auf und hast dich dabei sehr schnell in der Szene etablieren können. Wie würdest du die letzten zwölf Monate deiner noch jungen Karriere beschreiben?

Meinen ersten öffentlichen Auftritt hatte ich auf der Vienna Pride 2021 im Juni, damals noch unter dem Namen Satine, da ich mich noch im Prozess der Namensfindung befand. Danach habe ich mit Ryta einen Namen gewählt, der eine Anlehnung an meine verstorbene Großmutter Rita ist.

Allerdings wollte ich dann keinen trashy Namen daraus machen, sondern etwas Seriöseres finden. Mein bester Freund hat mir dann bei einem Spaziergang vorgeschlagen, dass doch Ryta Tale gut passen könnte, als Anspielung auf das Wortspiel Read-A-Tale. In weiterer Folge hatte ich beim Drag Lab meinen ersten Auftritt bei einem Event, und von da an nahmen die Dinge ihren Lauf.

Was waren die größten Hürden auf Rytas Weg?

Tatsächlich die Namensfindung, die Organisation und der Umgang mit dem damit verbundenen Stress – schließlich sind es sehr viele Puzzleteile, die für einen Look oder eine Performance zusammenpassen müssen. Auch die physische Komponente ist nach wie vor eine Herausforderung für mich: Seien es das stundenlange Tragen von Korsetts, die Performances in High Heels oder Kopfschmerzen durch die Perücke.

Wo liegen die Grenzen zwischen in und out of Drag?

Die Frage stelle ich mir oft selbst, denn auf der einen Seite möchte ich das ganz klar trennen, doch auf der anderen Seite macht es auch gar keinen Unterschied. Das klingt zwar etwas kompliziert, aber im Grunde sehe ich ja in und out of Drag alles mit denselben Augen.

Der größte Unterschied liegt vermutlich in der Reaktion meiner Umgebung: In Drag sehe ich die leuchtenden und funkelnden Augen der anderen Personen um mich herum, da ich für diese wie eine Erscheinung wirke.

Ryta Tale | © Doris Himmelbauer – @studiohimmelbauer

Woraus ziehst du Inspirationen, die du in deine Arbeit als Drag Queen einfließen lässt?

Ich lasse mich sehr von Drag-Race Queens inspirieren, sei es durch deren Performances in der Serie, auf Instagram oder durch Make-Up Tutorials. Ich denke, man kann heute von heute von solchen Drag Artists sehr viel lernen, da sie viel Know-How besitzen. Aber auch eigene Ideen und Konzepte lasse ich dadurch reifen und setze sie  dann in weiterer Folge um.

Seit kurzem hast du deinen eigenen Podcast names „Your Tale“, in dem du Wiener Drag Artists zu Gesprächen einlädst. Wie kam diese Idee zustande? 

Ich wollte immer schon einen Podcast machen, allerdings wollte ich diesen nicht ohne eine zündende Idee starten. Meines Wissens gab es noch keinen Podcast einer Drag Queen in Österreich – vor allem nicht in Form eines Interview-Podcasts, in dem andere Kolleg:innen die Chance bekamen, sich zu präsentieren. Auf diese Weise können sich durch „Your Tale“ die Hörer:innen nun auch auf Basis der gesprochenen Wörter eine Meinung über die verschiedenen Drag Artists bilden.

Was wünscht du dir als Drag Queen von der queeren Community?

Offenheit! Es geht nichts über ein offenes und herzliches Miteinander, auch innerhalb der Drag- und der queeren Community. Auch im Jahr 2022 existiert immer noch Bodyshaming, und Diskriminierung wie „Masc4Masc“ oder Femme-Shaming sollten überhaupt nicht mehr existieren. Ich habe zwar in und out of Drag das Glück, mich in einem sehr guten Umfeld zu befinden – aber Dinge wie Neid, Missgunst und fehlende Akzeptanz sind in unserer Community absolut fehl am Platz.

Titelbild: Ryta Tale | © Doris Himmelbauer – @studiohimmelbauer