Que(e)r durch München

In unserer Reihe „Que(e)r durch die Stadt“ präsentieren wir dir vielversprechende und interessante LGTBIQ-Spots in verschiedenen Städten. Dieses Mal ging unsere Reise zusammen mit Eike Wittrock durch München: Münchens große queere Zeit, mit einer weit über die Isar-Metropole hinaus strahlenden, schillernden queeren Subkultur, ist wohl längst vorbei.

Legendär sind die Zeiten, als Freddy Mercury und Rainer Werner Fassbinder in der Deutschen Eiche feierten, Donna Summer und Giorgio Moroder in den Musicland Studios Disco revolutionierten, Queers aller Couleur „Bei Cosy“ tranken und Dieter Rita Scholl und Cora Frost im Tanzlokal Größenwahn auf Genderrollen pfiffen. Lesbenbars gibt es heute in München fast keine mehr, doch ein paar schwule/queere Orte haben im Glockenbachviertel überlebt. 

1. Deutsche Eiche

Die Deutsche Eiche ist eine der ältesten schwulen Institutionen der Stadt, seit in den 1950er Jahren die Tänzer des nahegelegenen Gärtnerplatztheaters es zu ihrer zweiten Heimstätte erkoren. Heute beherbergt das Hotel eine der größten Schwulensaunen Europas (und sie bauen weiter aus). Am Sonntag herrscht Hochbetrieb. 

Deutsche Eiche, Reichenbachstraße 13

2. Forum Queeres Archiv München e.V.

Seit 1999 sammelt das Forum Materialien und Dokumente zur queeren Geschichte Münchens. Dienstags bis Donnerstags kann die eigene Sammlung besichtigt werden, das Forum kooperiert aber regelmäßig für größere Veranstaltungen mit anderen Institutionen, wie derzeit für die großartige Ausstellung TransVision mit dem Amerikahaus. 

Amerikahaus München, Karolinenplatz 3

3. Café Nil

Von den zahlreichen Schwulen- und Lesbenbars im Glockenbachviertel haben nicht viele überlebt. Das Café Nil, wo der Legende nach Barbara Valentin einmal vom Hocker gefallen ist, gibt es jedoch immer noch und überzeugt durch buntes Klientel und angenehme Atmosphäre.  

Café Nil, Hans-Sachs-Straße 2

ausgewählte LGTBIQ-Spots in München | © Peter Beck

4. Ochsengarten

Wer es rauer mag, geht in den Ochsengarten – Münchens älteste Leder- und Fetischkneipe (für Männer). Am Wochenende ist der Dresscode gelockert, Donnerstags zum SM-Stammtisch sind auch andere Geschlechter willkommen. Früher wurde hier um die Schnapspreise gewürfelt, heute gibt’s am Montag beim Pasch einen aufs Haus! 

Ochsengarten, Müllerstraße 47

5. Herrenchiemsee

Spätestens seit Lucino Viscontis Ludwig-Film sind die in Stein gemeißelten historistischen Weltfluchtsfantasien des bayrischen Märchenkönigs Ludwig II. fester Bestandteil des Camp-Kanons. Solange die absurd theatrale Venusgrotte im Linderhof noch restauriert wird, pilgern die kitsch-affinen Queers ins circa 1.5 Stunden von München entlegene Schloss Herrenchiemsee und überlassen Neuschwanstein den Hetero-Tourist:innen. 

Schloss Herrenchiemsee

Münchner Queer-Geschichte im Internet

Das Münchner Stadtmuseum beleuchtet die queere Geschichte der Stadt schlaglichtartig mit einer Online-Präsentation ausgewählter Objekte.

Einen persönlichen Einblick in die Münchner Queer- und Lesben-Geschichte gibt dieses filmische Porträt von Cora Frost, entstanden im Rahmen der Ausstellung „POP PUNK POLITIK – Die 1980er Jahre in München“ aus der Monacensia.

Titelbild: ausgewählte LGTBIQ-Spots in München | © Peter Beck