Für das Buch FRANZ – Schwul unterm Hakenkreuz, veröffentlicht im Jahr 2021 durch den Verlag K&S, durchkämmte Autor Jürgen Pettinger zahlreiche Kriminalakten der Nationalsozialisten. Auf ihnen basierend erzählt er die Geschichte von Franz Doms, einem homosexuellen Mann, der in der Zeit des NS-Regimes in Wien lebt. Durch sein für Außenstehende auffälliges Verhalten wird er schon in jungen Jahren wegen „unzüchtigem“ Verhalten zu einem Jahr Gefängnisstrafe verurteilt – dies sollte jedoch nicht das letzte Mal gewesen sein.
Schnell wird während des Lesens ersichtlich: Unter dem NS-Regime schwul zu sein ließ nur zwei Optionen übrig: Man selbst sein und früher oder später verhaftet werden oder sich ein Leben lang verstellen. Franz hatte Letzteres versucht, war jedoch immer wieder daran gescheitert. Besonders als er sich in einen anderen Mann verliebt und durch ihn seinen Platz in der geheimen Wiener Schwulenszene findet, wird ihm klar: Er möchte lieber in Gefahr leben, als das Glück der Liebe für immer missen zu müssen. Zeit mit seinem Freund zu verbringen, wird für ihn zum Mittelpunkt des Lebens und lässt ihn oftmals alle Vorsicht vergessen – was leider auch verheerende Folgen für ihn haben wird.
FRANZ – Schwul unterm Hakenkreuz macht den Hass und die gesellschaftliche Pathologisierung von Homosexualität in der Zeit des NS-Regimes klar ersichtlich. Selbst Franz‘ Familie hält ihn aufgrund seiner sexuellen Orientierung für geistig krank – sich selbst einzugestehen, dass er Männer liebt, war für ihn selbst deshalb auch ein ein langer und unsicherer Weg.
Es war für mich sehr schön von der Selbsterforschung des jungen Mannes zu lesen, und davon, wie wohl er sich umgeben von Menschen fühlte, die ihn für das sahen, was er war – und ihn trotzdem schätzten. Dass sich Homosexuelle trotz der Gefahr, in der sie sich befanden, nicht unterkriegen ließen und weiterhin so lebten und liebten, wie sie waren, zeigt für mich auch, wie stark die queere Community schon damals war. Trotzdem zeigt Jürgen Pettinger in seinem Roman auch auf, wie grausam die Realität für sie im 20. Jahrhundert tatsächlich war.
Titelbild: Buchcover
Buchtitel: FRANZ – Schwul unterm Hakenkreuz
Autor: Jürgen Pettinger
Erscheinung: 2021
Verlag: Kremayr & Scheriau GmbH & Co. KG
22,62€
studiert im ersten Semester Sprachwissenschaften an der Universität Graz. Ob fiebrig vor sich hinschreibend im Park, in ein Buch vertieft in der Straßenbahn sitzend oder gedankenverloren durch die Stadt spazierend – egal, wie man sie antrifft, es kommt selten vor, dass einem dabei nicht auch der Geruch ihrer stets gefüllten Kaffee-Flasche entgegen weht. Wenn sie einmal nicht lernt oder Aufzeichnungen von Vorlesungen ansieht, geht sie auch gerne ihrer Leidenschaft für Musik nach – mal singend, mal wild und gut gelaunt durch die Wohnung tanzend.
