Alarmstufe Rot

Die Menstruation ist das wahrscheinlich einzige Blut, das ohne Gewalt fließt. Trotzdem ist es für einige menstruierende Personen noch keine Selbstverständlichkeit natürlich damit umzugehen. Gleichzeitig stellt sich die Frage, wie sich Menstruierende während ihrer Periode schonend und umweltfreundlicher pflegen können. 

Versteckspiel mit der roten Tante

Naturvölker erklärten sich die Monatsblutung mit besonders mystischen Vorstellungen. Blut bedeutete im Normalfall schließlich Tod und Verderben und ein Mensch, der blutete und dennoch überlebte, war unheimlich, gefährlich und übermächtig. Während Männer etliche Verbote erließen und ihre Genoss:innen in Hütten einsperrten, mussten Menstruierende nach Methoden suchen, um ihre Blutung zu stoppen. Als Lösung diente jegliches saugfähiges Material wie Gras, Moos oder Blätter.

Mit den Jahrhunderten und Jahrtausenden gingen Menschen immer gefinkelter mit ihrer Menstruation um. Im alten Ägypten trugen Wohlhabende innerlich Röllchen aus weichem Papyrus, während in ärmeren Kreisen die Hygieneartikel aus eingeweichten Wassergräsern gemacht wurden.

Als im 20. Jahrhundert Binden und Tampons entwickelt wurden, war es noch immer ein Tabu, die Regelblutung öffentlich anzusprechen. Menstruierende Personen reichten Apotheker:innen extra angefertigte Zettel mit ihrem Einkaufswunsch, woraufhin diese das „diskrete Päckchen“ über die Ladentheke schoben. Dieser Umgang mit der Menstruation ist nicht vergleichbar mit dem von heute. Unternehmen produzieren eine Vielfalt an Produkten, deren Einsatz ganz auf das jeweilige Schutzbedürfnis abstimmbar ist.

Ein gepresster Wattebausch als Ersthelfer

Der am weitesten verbreitete Hygieneartikel ist der Tampon. Den ersten entwickelte übrigens ein Mann: Der Amerikaner Earle Haas kam 1929 seiner Frau zuliebe auf die Idee, weil sie Binden hasste. Tampons fangen das Periodenblut in der Vagina auf und sind sorgenfrei bei jeder sportlichen Aktivität zu tragen. Sie sind in verschiedenen Größen erhältlich und so an die Blutungsstärke anpassbar.

Allerdings hat das praktische Periodenprodukt auch ein Manko, denn  durch zu langes Tragen oder Tragen der falschen Größe können in der Vagina Reizungen und Irritationen entstehen. Um die Massenproduktion von Tampons zu erleichtern, wurden in den 70ern zunehmend Chemikalien und Pestizide beim Anbau der Baumwolle eingesetzt, wodurch die Benützung von Tampons ein seltenes, aber gefährliches Krankheitsbild hervorrufen kann – das Toxische Schocksyndrom.

Das Risiko einer Erkrankung steigt, wenn ein Tampon nicht regelmäßig gewechselt wird. Im Fall der „Tamponkrankheit“ bilden Bakterien giftige Stoffe; die Keime breiten sich in der Vagina und daraufhin im gesamten Kreislauf aus. Menschen mit einer Vergiftung kämpfen nach kurzer Zeit mit hohem und anhaltendem Fieber in Kombination mit Kopfschmerzen und Benommenheit. Die Krankheit breitet sich im Körper extrem schnell aus und kann innerhalb weniger Tage zu Funktionsstörungen der inneren Organe führen. Glücklicherweise ist es aber unbegründet, sich große Sorgen zu machen, da das Toxische Schocksyndrom ausgesprochen selten auftritt und behandelbar ist. 

Nicht nur Tampons helfen!

Eine umweltschonende und geldsparende Alternative zum Tampon ist die Menstruationstasse, ein kleiner Becher aus medizinischem Silikon. Diese sind wiederverwendbar und in unterschiedlichen Größen erhältlich. Cups bilden im Inneren des Körpers einen Unterdruck und dichten ab, sodass das Blut nicht ausrinnen kann.

Nach spätestens achtstündigem Tragen sollte die Menstruationstasse geleert und gereinigt werden. Nach der Periode wird die Hygiene durch Auskochen oder Sterilisieren gewährleistet. Diese Alternative besteht aus anti-allergenem Material und schützt mehrheitlich vor Intiminfektionen. 

Auch Periodenunterwäsche kann Tampons ersetzen oder ergänzen. Periodenslips eignen sich für die Nacht und können nach sofortigem Auswaschen wiederverwendet werden. Je nach Hersteller kann Periodenunterwäsche die Flüssigkeit in der Menge von ein bis vier Tampons aufsaugen. Diese Alternative ist besonders vorteilhaft für blutige Anfänger:innen, lange haltbar und sowohl ökonomisch als auch finanziell nachhaltig. Der einzige Nachteil: Unterwegs könnte das Wechseln des Periodenslips schwierig werden.

Eine Methode, die ohne Hygieneprodukt auskommt, nennt sich „Free Bleeding“. Ohne Tampons, Tassen oder Binden hygienisch bluten – wie geht das? Man macht sich den Fakt zum Vorteil, dass Menstruationsblut nicht permanent, sondern in Etappen fließt. Um „frei bluten“ zu können, lernen menstruierende Personen die Signale ihres eigenen Körpers kennen und gehen rechtzeitig auf die Toilette, um dort zu bluten. Wie oft man das WC aufsucht, hängt von jedem Körper und dem Blutungstag ab. Free Bleeding ist die umweltfreundlichste, kostengünstigste und natürlichste Methode, mit der Periode umzugehen. 

Titelbild: Es handelt sich um das Projekt „Aus mir kommt Farbe“ von Hannah-Christina Nebosis. Über den Zeitraum eines Jahres fertigte die Künstlerin während ihrer Periode täglich ein Selbstportrait aus Menstruationsblut an, welches ihre aktuelle Stimmung an dem Tag widerspiegelt. Begleitend dazu verfasste sie Texte. Mehr zum Projekt auf Instagram @hannahnebosis