OnlyFans: Geld gegen Vergnügen

Für manche ein verruchtes Gewerbe, für andere eine moralisch vertretbares Pornoangebot und für einige eine Haupteinnahmequelle – OnlyFans. Das Querformat erklärt den Webdienst und die neuesten Entwicklungen dazu und spricht mit einer Nutzerin. 

OnlyFans ist seit dem Jahr 2016 online. Grundsätzlich ist es wie eine soziale Plattform aufgebaut, jede:r User:in kann Fotos und Videos hochladen und Texte dazu verfassen. Der große Unterschied liegt jedoch darin, dass Nutzer:innen für die Inhalte der Anbieter:innen in der Regel Geld zahlen müssen. Fitnesstrainer:innen, Ernährungsberater:innen oder Beauty-Gurus nutzen die Plattform, hauptsächlich wird es jedoch von Menschen aus der Erotikbranche verwendet. 

Wie funktioniert das alles?

Nach der Registrierung sehen die Nutzer:innen nur die Profilinformationen der anderen Anbieter:innen. Mit einem kostenpflichtigen Abo sieht man als User:in die Fotos und Videos der abonnierten Person. Ein Abo kostet auf OnlyFans mindestens 4,99 und maximal 19,99 US-Dollar pro Monat, wobei bei einem langlaufenden Abonnement meist Rabatte angeboten werden. Gezahlt wird mit Kredit- oder Debitkarte. Es gibt auch freiwillige „Trinkgelder“, die man an die jeweiligen Personen zahlen kann, wenn ein Video zum Beispiel besonders aufwändig aufbereitet wurde oder dir besonders gut gefallen hat. Extra gezahlt wird, wenn du von der abonnierten Person ein individuelles Bild oder Video möchtest. Das wird dann nur dir per Privatnachricht geschickt. OnlyFans beansprucht 20% der gezahlten Umsätze für sich, den Rest verdient der/die Anbieter:in. 

Schluss mit Sex?

Ab 01. Oktober 2021 wollten die Betreiber:innen von OnlyFans ursprünglich Videos und Fotos verbieten, die sexuelle Handlungen zeigen. Das sorgte selbstverständlich für viel Unruhen, da die meisten Creator aus der Erotik-Branche stammen. Influencer und Pornodarsteller:innen kündigten an, ihre Seiten zu löschen und auf andere Plattformen zu wechseln. Das rüttelte offenbar wach, denn die Betreiber:innen ruderten von ihrem Vorhaben zurück und stellten auf Twitter klar, dass es keine Änderungen der Richtlinien geben würde. OnlyFans kündigt jedoch an, dass es eine Verschärfung der Richtlinien geben wird. Die Zahlungsdienstleister Visa und MasterCard haben scheinbar kritisiert, dass verkaufte Inhalte nicht gut genug geprüft werden. Somit steht im Raum, dass in Zukunft, bevor Anbieter:innen Fotos und Videos an andere Nutzer:innen verkaufen können, einen Personalausweis von verlangt wird. Zudem soll auch geprüft werden, ob Kund:innen volljährig sind. 

„Ich kann flirten, was das Zeug hält“

Christina ist 21 Jahre alt und wurde im September 2020 neugierig auf neue Pornovideos. Ihr gefällt harter Sex und alles, was in Richtung BDSM geht. Christina ist es jedoch wichtig, dass beim Porno alles mit rechten Dingen zugeht und sie nichts unterstützt, was möglicherweise nicht von beiden Pornodarsteller:innen zu 100 Prozent gewollt ist. Deswegen erschien ihr OnlyFans als eine gute Möglichkeit, ihren „kink“ auszuleben. Sie hat dort ausschließlich Pornodarsteller:innen abonniert, unter anderem Derrick Pierce und Aaron Thompson. Beide sind bekannt für härteren Sex und feministischen Porno. Das heißt, die Regie wird von Frauen übernommen.

Sie selbst macht keinen Content, schickt jedoch auch gerne mal Nacktbilder an ihre abonnierten Personen oder flirtet im Privatchat mit ihnen. „Ich mag es persönlich mit diesen Leuten zu agieren, weil es sich für mich geiler und erotischer anfühlt, als nur einen Porno mit ihnen anzuschauen“, erzählt sie mir. Das Einzige, was sie persönlich stört, sind die manchmal sehr strengen Regeln, die besonders für Fans aus dem BDSM Bereich einschränkend sind. So werden beispielsweise Nachrichten, die „choking“, „bloody“ oder „strangled“ beinhalten, nicht versendet. Ansonsten ist sie vollends zufrieden mit der Plattform. Peinlich ist es ihr nicht. „Ich finde es ja auch nicht peinlich, dass ich Pornos schaue oder dass ich masturbiere. Ist doch das normalste der Welt.“ 

Titelbild: Symbolbild | © Charles Deluvio on unsplash.com