Ein Bündel Glück

Kinder bereichern das Leben und sind eine lebenslange Herausforderung und Aufgabe, der sich viele gerne stellen möchten. Das fröhliche Lachen eines Kindes macht so manch schlaflose Nacht wieder wett. Doch der Weg zum eigenen Kind kann langwierig und schwer sein – besonders für queere Eltern.

Viele Hürden

Die Möglichkeit einer Stiefkind-Adoption besteht in Österreich erst seit dem 1. August 2013 für gleichgeschlechtliche Paare. Eine Fremdkind-Adoption sowie die Möglichkeit einer medizinisch unterstützten Fortpflanzung gar erst seit Jänner 2016. Gerade eine Adoption dauert oftmals sehr lange und es gilt viele Hürden zu nehmen für die Eltern in spe. Da in Österreich selten Kinder zur Adoption freigegeben werden und es hier lange Wartezeiten gibt, entscheiden sich viele Paare erfolgreich für eine Auslandsadoption. Hierbei können allerdings nur Kinder aus Ländern adoptiert werden, in denen die Adoption gleichgeschlechtlichen Paaren offensteht.

Lesbische Paare haben zudem seit dem neuen Fortpflanzungsmedizingesetz 2015 die Möglichkeit, eine medizinisch unterstützte Fortpflanzung in Anspruch zu nehmen. Auch wenn das Gesetz diese Möglichkeit nun eröffnet, ist es dennoch ein sehr schwieriger und vor allem kostenintensiver Weg, wie Verena Flunger die Leiterin des Regenbogenfamilienzentrums Wien weiß. Einen Vorteil hat dieser Weg aber: Die nicht-gebärende Person wird direkt nach der Geburt des Kindes als zweiter Elternteil in der Geburtsurkunde eingetragen. Sie muss das Kind somit, anders als bei einer Heiminsemination, auch Bechermethode genannt, nicht erst adoptieren. 

Die Chancen stehen gut, dass dieser Umweg bald wegfällt. „Aktuell liegt eine Klage beim Verfassungsgerichtshof, die das Abstammungsrecht in Österreich ändern soll. Dann wird es auch für homosexuelle Paare, gleich wie für heterosexuelle Paare, möglich sein, mit einer einfachen Unterschrift die Elternschaft anzuerkennen und damit ist die Sache erledigt“, erklärt Verena Flunger. Auch eine Pflegeelternschaft ist eine Möglichkeit, um ein sonst vielleicht ruhiges Zuhause mit Kinderlachen und tapsenden Füßen zu füllen. Manche österreichischen Bundesländer bemühen sich auch aktiv um homosexuelle Paare, da es viele Pflegekinder gibt, die ein liebevolles Zuhause und die Stabilität einer Familie benötigen.

Viele Familien gehen aber auch den Weg des Co-Parenting. So kann beispielsweise ein schwules Paar mit einer heterosexuellen Frau, mit einem lesbischen Paar gemeinsam oder mit einer lesbischen Single-Frau Kinder haben. Somit wachsen Kinder mit mehr als nur zwei Elternteilen auf. „Wir kennen viele Familien, die das so handhaben“, sagt Verena Flunger und führt weiter aus: „Die rechtlich abgesicherte Mehrelternschaft wäre großartig und in Bezug auf Co-Parenting sehr wertvoll, da dann rechtlich gesehen mehr als zwei Personen Eltern von einem Kind sein können.“

Symbolbild | © Isaac Quesada on unsplash.com

Den eigenen Weg finden

Alle Wege führen zum Familienglück, doch nicht jeder Weg passt für alle. Letztlich müssen baldige Eltern für sich abwägen, was für sie in Frage kommt. Bei dieser Entscheidung sind sie oft allein, denn Beratung zum Thema Kinderwunsch ist für Regenbogenfamilien rar. Der Verein FAmOs Regenbogenfamilien versucht diese Lücke zu schließen und bietet seit Juni 2017 neben der Beratung auch Workshops und Gruppentreffen im Regenbogenfamilienzentrum Wien an. 

„Wir haben auch in vielen Bundesländern ehrenamtlich tätige Personen, die Kontakt zu Regenbogenfamilien haben. Allerdings gibt es vor Ort keine offiziell anerkannten Berater*innen. Damit ist das Projekt Regenbogenfamilienzentrum, eine Kooperation des Vereines FAmOs und der Stadt Wien, die einzige wirklich offizielle Beratungsstelle, die es gibt – in ganz Österreich“, erklärt Verena Flunger. Ein weiterer Punkt, an dem der Verein arbeitet, ist die Sichtbarkeit von Regenbogenfamilien im Alltag. Sie sollen in die öffentliche Wahrnehmung gerückt und normalisiert werden, damit irgendwann der Begriff Regenbogenfamilie in dieser Form nicht mehr benötigt wird. Auch mit veralteten und falschen Vorurteilen soll aufgeräumt werden. Viele Studien belegen bereits, dass es Kindern, die in einer Regenbogenfamilie aufwachsen, an nichts fehlt. Sie haben oft ein hohes Selbstbewusstsein und hohe soziale Kompetenz. Außerdem gehen sie reflektierter mit sozialen Unterschieden um.

Die Familie wächst

Haben die Eltern ihren Weg gewählt und alle damit verbundenen Schwierigkeiten durchgestanden, sind sie früher oder später am Ziel und ein kleines Bündel Glück zieht bei ihnen ein. Für Verena Flunger ist das der schönste Moment in ihrer Arbeit. „Man findet mit der Familie gemeinsam den besten Weg, den Kinderwunsch zu erfüllen. Wenn sie dann ein Jahr, eineinhalb Jahre später im Babytreffen sind und man sieht, dass da jetzt ein neues Wunschkind auf diesem Planeten wandert, dann ist das echt großartig“, beschreibt es die Frau, die selbst mit ihrer Partnerin eine kleine Tochter hat. Doch ist das Kind endlich da, fängt der Spaß erst richtig an. All die aufregenden Momente am Eltern-Sein, sei es der Kindergartenstart, der erste Schultag oder die erste Liebe. Langweilig wird den Eltern da gewiss nicht so schnell. 

Titelbild: Symbolbild | © Sharon McCutcheon on unsplash.com