40 Jahre HIV

In Kooperation mit Aids Hilfe Wien von Andrea Brunner, Geschäftsführerin Aids Hilfe Wien

Eine Entwicklung vom Schrecken, Leid und Tod für Millionen hin zu einer wirklich guten Lebensqualität bei normaler Lebenserwartung für HIV-positive Menschen.

Anfang Juni 1981 wurde auf zwei knappen Seiten eines Mitteilungsblatts des US Centers for Disease Control die Beobachtung eines damals noch sehr mysteriösen Virus beschrieben. Im Raum Los Angeles waren fünf schwule Männer an einer seltenen Lungenentzündung erkrankt, die nur Menschen mit einem stark geschwächten Immunsystem bekommen. Kurze Zeit später erkrankten in New York eine größere Zahl an homosexuellen Männern an einer speziellen Krebsart – dem Kaposi-Syndrom.  Der damals bald gefundene Name des Syndroms als Gay-Related Immune Deficiency (GRID) und das damit verbundene Stigma als „Schwulenseuche“ wirkt leider bis heute nach und verursacht(e) Diskriminierung in weiten Teile der Gesellschaft.

1982 wurde dann AIDS (Acquired Immune Deficiency Syndrome) benannt und 1983 der auslösende Virus entdeckt, der 1986 in HIV (Human Immunodeficiency Virus) umbenannt wurde. 

AIDS-Epidemie

Mitte der 1980er Jahre schlug die AIDS-Epidemie mit voller Wucht zu – auch in Österreich wurde im Jahr 1983 der erste AIDS-Fall entdeckt. Und schon zwei Jahre später gründete sich in Wien als Reaktion darauf die erste Aidshilfe. Zu dieser Zeit führte eine HIV-Infektion fast immer zu AIDS und dem sicheren Tod. Weltweit verloren Millionen Menschen bis heute ihr Leben aufgrund dieser Immunschwächekrankheit. 

Im Jahr 2021 kommt es in Österreich nur mehr selten zu AIDS als Folge einer HIV-Infektion bzw. einem daraus resultierenden Todesfall. HIV-positive Menschen unter guter Therapie haben bei uns eine gute Lebensqualität bei normaler Lebenserwartung. Dass wir dorthin gekommen sind war ein weiter Weg. So erlebten damals HIV-positive Menschen, die besonders betroffenen Gruppen sowie deren Angehörige, Ausgrenzung und Anfeindungen, die wir auch leider heute noch als klassische Diskriminierung wahrnehmen und gegen die es deutlich aufzutreten gilt.

Als Mitte der 1990er Jahre die antiretrovirale Therapie eingeführt wurde, kam es zu einer deutlichen Reduktion der HIV-assoziierten Erkrankungen und AIDS-bezogenen Todesfälle und HIV wurde damit zu einer gut behandelbaren chronischen Infektion. Seit damals gilt, dass der Nutzen hinsichtlich einer individuellen Risikosenkung am höchsten ist, wenn früh mit der Therapie begonnen wird.  

Diskriminierung wegen HIV

Leider verhindern aber gerade auch heute noch die HIV-bezogene Diskriminierung und auch das damit oftmals verbundene (Selbst-)Stigma, dass Menschen über ihren HIV-Status Bescheid wissen. 

Als großes Problem in europäischen Ländern gilt daher nach wie vor, dass viele HIV-positive Menschen ihre Diagnose erst erhalten, wenn das Immunsystem schon geschwächt ist. Diese späten HIV-Diagnosen haben Auswirkungen auf individueller und gesellschaftlicher Ebene: Menschen, die zu einem späten Zeitpunkt eine HIV-Diagnose erhalten, haben ein höheres Risiko für einen schwereren Krankheitsverlauf und frühzeitige Sterblichkeit, die es bei früher Diagnose nicht gibt. Auf gesellschaftlicher Ebene führt der verzögerte Zugang zu Therapie zu weiteren – vermeidbaren – Infektionen sowie höheren Behandlungskosten. 

#einfachtesten

Darum ist eine der zentralen Aufgaben der Aidshilfen in ganz Österreich auch 40 Jahre nach der Entdeckung von HIV viele Menschen dazu zu motivieren, ihren HIV-Status zu kennen. Ein Ansatzpunkt dafür ist die Kampagne #einfachtesten, die darauf hinweist, dass jede sexuell aktive Person potentiell von HIV betroffen sein könnte und dass es ganz einfach ist den Test zu machen. Es geht um die Normalisierung von sexueller Gesundheit und einem Mut machen mit dem Hinweis, dass ein gutes Leben als HIV-positive Person heute nicht nur möglich, sondern üblich und ganz normal ist. 

Alle Informationen zur Kampagne #einfachtesten

Titelbild: Symbolbild | © Tim Marshall on Unsplash